Schöne neue Scheinwelt

 

Das Stück ,,Schöne neue Scheinwelt“ gespielt vom Jugendtheaterensemble (spielotob) im Fletch Bizzel handelt von der nächsten Generation, die durch Ideale einer Puppenfabrik beeinflusst wird. 

Dargestellt werden Ideale von lebendig gewordenen Puppen, welche die jeweiligen Modeikonen der 20er, 70er Jahre und des 21.Jahrhundert darstellen. In der Fabrik selbst, jederzeit vorzeigbar, bereit für Anbetung, Korrektur und Vergessenheit agieren die Modelle des jeweiligen Verkaufsschlagers. Sie leben in einer strengen Hierarchie, beobachten den Markt; ganz Teil ihrer Scheinwelt – bis es ein neues Modell in die Vitrine schafft. 

In etwas mehr als einer Stunde inszeniert Lisa Kaufmann mit Chantal Grüße ein  gesellschaftskritisches Stück, welches in einer Puppenfabrik spielt. Anhand der verschiedenen Modelle der Puppen und deren Beliebtheit, wird die Beeinflussbarkeit und die extreme Oberflächlichkeit der Jugend verdeutlicht. Ob nun durch Instagram, Kleidung, oder eben Puppen. Die Jugend folgt dem, was die Masse schön findet. Es erscheint ein viertes Puppenmodel in kompletten Kontrast zur Schönheitsikone. Diese steht nicht nur für Schönheit, sondern auch für Veränderung, da sie eine eigene Geschichte erhält, in der sie eine Wissenschaftlerin spielt, die 

mit einer Rakete den Planeten Eris bereisen soll. Dies veranschaulicht, dass die Gesellschaft etwas neues verlangt, an was sich die Fabrik natürlich anpasst, um ihre Verkaufszahlen zu steigern. Der 

Glaube an eine Menschheit, die keinen Idealen mehr folgt, wird dadurch deutlich. Auch wenn das Stück mit einem Kompromiss zwischen den Puppen endet, da alle zusammen in der gleichen Geschichte eine Rolle spielen, wird trotzdem deutlich, dass der Mensch sich nicht ändert und nach etwas neuem strebt. Er passt sich nur an, wie die Puppen an die Geschichte des neuen Verkaufsschlagers. Dadurch wird die Monotonie dargestellt, welche durch den wiederholten und mit gleichen Bewegungen ausgeführten Bühnenumbau verdeutlicht wird. Auch durch die Bewegungen der vier Fließbandarbeiterinnen, welche stetig die gleichen Bewegungen ausüben, merkt man wie eintönig sich die Gesellschaft entwickelt. Jedoch störte der andauernde Umbau der Bühne nach einiger Zeit. Dies hätte man vielleicht durch die Einrichtung von zwei Spots verändern können, so dass man wesentlich weniger Zeit benötigt hätte. Aber da man das Ziel dieses Umbaus leicht erkennen konnte, war es doch zu ertragen. Auch die Schauspielerinnen spielten, auch wenn zwischendurch mit Sprechfehlern, sehr gut miteinander. Es wurde laut und überzeugend genug gesprochen. Nur die eine Szene, in der Puppenmodell zwei einen Nervenzusammenbruch durch die besseren Verkaufszahlen des neues Modells bekam, wurde wesentlich zu laut gekreischt. 

Zusammengefasst hat das Stück jedoch einen sehr guten  Eindruck gemacht. Durch solche Inszenierungen wird immer wieder deutlich, wie manipulativ und langweilig große Teile der Gesellschaft sind, die sich nur anpassen und nicht nach Veränderung streben.                     

 

Ein großes Lob geht also an Regie und Schauspieler, für eine mehr als gelungene Inszenierung. 

 

Max

 

Foto (c) Leon

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